Gedanken-Archiv 2008
Gedanken am Rande...
Aufmerksamkeit„Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Zuschauer, als nächstes heisst es, Bühne frei für: die Aufmerksamkeit! Im Saal wird es mucksmäuschenstill, gespannt richten sich alle Blicke nach vorne, der Vorhang bewegt sich etwas, aus versteckten Lautsprechern sind mystische Klänge zu vernehmen, weisser Rauch steigt auf und dann schwebt sie fast lautlos von links oben majestätisch in den Saal... welch ein bezaubernder Anblick…: die Aufmerksamkeit! Aber was heisst das eigentlich: Aufmerksamkeit? Als deutsche Wortbildung des germanischen Substantivs „marka“ - Zeichen -, meint der Begriff zunächst (laut Duden) mit einem Zeichen versehen, kenntlich machen, das kenntlich gemachte beachten, Acht geben. In der Verbform meint „aufmerken“ seine Beobachtung, seinen Sinn auf etwas richten, gut aufpassen. Damit ist eigentlich schon alles gesagt: Was soll beachtet werden? Wo schauen wir hin? Wohin richten sich unsere Ohren? Was wird gespürt? Für C.Weiss (TA 6.12.08) bedeutet Aufmerksamkeit „die über unsere Sinne gerichtete innere Lebendigkeit“. Die Fähigkeit, Wachheit, Denken, Fühlen und Wollen selbstverantwortet - wie den Strahl einer Taschenlampe – dorthin zu lenken wo sich im Augenblick des Hier und Jetzt die grösste Sinnhaftigkeit ergibt. Zu begreifen, dass wir als lebende Wesen aufmeksamkeitsfähig sind, dass uns die Wahlfreiheit zukommt zu entscheiden, was wie oft und wie lange im Fokus unserer Aufmerksamkeit stehen soll. Und zu spüren, dass wir mit unserer Aufmerksamkeit nicht gleichzeitig überall sein können. „Aufmerksamkeit zu schenken, sie selbst wiederum geschenkt zu bekommen“ wird für den deutschen Philosophen Wilhelm Schmid zur zentralen zwischenmenschlichen Herausforderung. (W.Schmid: “Mit sich selbst befreundet sein“) Könnte es sein, dass die fast zur Mode verkommene Diagnostizierung eines „ADS“ (Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom) auch - und vielleicht sogar vor allem - ein Fehlen an geschenkter Aufmerksamkeit beinhaltet? Neben der rein phänomenologisch beobachtbaren Schwierigkeit fokussiert zu denken, zu arbeiten und zu handeln ein Manko im Erleben von zwischenmenschlicher Zuwendung und Interesse ? Die Fragen sind gestellt, erlauben Sie sich eine Antwort zu finden! Kolumne 7.12.08
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Leer. Der Schreibtisch, die Wände der Praxis, der Kopf. Frei, das Neue aufzunehmen, 15 Stunden vor der Abreise in die Ferien. Befreit endlich auch von der Enttäuschung über das Abschneiden unserer Nati an der Euro 08. Aber wer war das nicht? Nach diesen hoffnungerweckenden Statements: wir werden Europameister…! Der Dämpfer wäre wohl wesentlich geringer gewesen, hätte man sich vorgenommen mit Leidenschaft und Hingabe zu kämpfen, das allerletzte zu geben, mit vollster Konzentration und Entschlossenheit in die Zweikämpfe zu steigen. Und, völlig unspektakulär zu erklären, dass ein Sieg nicht versprochen werden kann, weil er von so vielen anderen Faktoren abhängt. Dieser persönliche und kollektive Einsatz kann gebracht werden, ein positives Endresultat kann die Folge sein, muss es aber nicht. Persönlich habe ich es nicht gerne als „Besserwisser“ daherzukommen, aber das Folgende muss einfach gesagt sein: Die sportwissenschaftliche Forschung zeigt mit grosser Klarheit, dass eine Fokussierung der Aufmerksamkeit in Richtung Ablauf der Tätigkeit als solcher (process orientation) einer Orientierung auf das reine Resultat (goal orientation) klar überlegen ist. Dynamik, Leichtigkeit, Freude und spontane Kreativität kommen hinzu durch eine Beschränkung auf die Variablen welche effektiv selbst gestaltet werden können. Ganz im kleinen Rahmen meiner Ferien werde ich mir also nicht vornehmen 2kg Muskelmasse zuzulegen und den „waterstart“ (beim Windsurfen) zu lernen, sondern meinen Trainingsplan voll durchzuziehen und die einzelnen Trainingseinheiten konsequent, hartnäckig und energievoll anzupacken. Let's do it! Kolumne 28.6.2008
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